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Viel politische Unterstützung an Rosch ha-Schana

Durch die Wiederentstehung der Jüdischen Gemeinde am Michelsberg ist das Progressive Judentum in Wiesbaden nun wieder sichtbar – und wir haben unser erstes jüdisches Neujahrsfest mit viel politischer Unterstützung gefeiert!

Die Gemeinde ist Mitglied der Weltunion der Progressiven Juden, der größten jüdischen Bewegung der Welt, die zurzeit in über 50 Ländern 1,8 Millionen Mitglieder zählt. 

Wir haben uns entschieden, Rosch ha-Schana im Freien in den Taunusbergen zu feiern, um das Einhalten der Abstandsregeln zu ermöglichen und nicht in einem Raum einander zu gefährden. Die Verwaltung der Gemeinde Hohenstein hat uns bei der Organisation sehr unterstützt. Selbst der Bürgermeister der Stadt Hohenstein, Daniel Bauer, feierte mit uns zusammen. Das zuständige Gesundheitsamt in Bad Schwalbach half uns mit vielen Tipps beim Erstellen des Hygiene- und Infektionsschutzkonzeptes, wofür wir sehr dankbar sind.

Die Jüdische Gemeinde Michelsberg feierte das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schanah mit einem festlichen Gemeinschaftsessen. Gestaltet von Rabbiner Dr. Walter Rothschild feierten 75 Gemeindemitglieder und Gäste den Anfang des Jüdischen Jahres 5781 zusammen.

Viele Gäste aus der Politik, wie Ex-Oberbürgermeister Wiesbadens Achim Exner, die Bundestagsabgeordneten Martin Rabanus und Klaus-Peter Wilsch haben das Wiederentstehen unserer Progressiven Jüdischen Gemeinde in der Region mit eindrucksvollen und warmen Ansprachen sehr begrüßt. Die persönlichen Gespräche mit den Politikern im Laufe des Abends haben uns Hoffnung gegeben, dass die Progressiven Juden der Stadt Wiesbaden und der Region einen Raum und die Unterstützung der Politik bekommen werden, um jüdische Traditionen entsprechend der Progressiven Sichtweise zu leben und die Errungenschaften der vor 1938 in Wiesbaden gelebten Progressiven Juden weiterzuführen. Denn, auch wenn es die Reformsynagoge am Michelsberg nicht mehr gibt, sind die Progressiven Juden der Stadt wieder da.

Auf jedem Tisch lag eine Kopie des offiziellen Briefs des Israelischen Diaspora-Ministers, Omer Yankelevich, an unsere Gemeinde, in dem er uns im Namen des Staates Israel Shana Tova (ein gutes Jahr) wünscht mit der Danksagung für das fortwährende Bestehen unserer Gemeinde in Deutschland. Beim Lesen dieses Schreibens konnten die älteren Gemeindemitglieder die Tränen nicht zurückhalten. Denn als Schoah-Überlebende kamen sie mit ihren Familien sehr bewusst nach Deutschland, damit es hier wieder vielfältiges jüdisches Leben gibt und um hier die Traditionen des Progressiven Judentums weiterzuführen.

Wir waren sehr froh, dass mit uns zusammen auch nicht jüdische Gäste gefeiert haben. Denn je offener wir sind, je mehr wir übereinander wissen, je öfter wir zusammen feiern, desto weniger Vorurteile entstehen bzw. bleiben bestehen und desto weniger Chancen hat der Antisemitismus in diesem Land.

Das vergangene Jahr war für unsere Gemeinde ganz besonders wichtig. Ungefähr vor einem Jahr, zum 150. Jahrestag der Einweihung der Reformsynagoge am Michelsberg in Wiesbaden, stand unsere Entscheidung fest, wieder eine weitere Jüdische Gemeinde in Wiesbaden entstehen zu lassen, eine Progressive Jüdische Gemeinde Michelsberg. Denn die bestehende jüdische Gemeinde in der Friedrichstraße pflegt unserer Auffassung nach nur die jüdisch orthodoxe Sichtweise, deren Riten und Traditionen. Wir fanden es sehr schade, dass in der Stadt, wo Abraham Geiger als Rabbiner tätig war, das Progressive Judentum seit der Schoah-Zeit praktisch nicht mehr sichtbar war. Abraham Geiger war einer der ersten und  wichtigsten Vertreter des Reformjudentums in Deutschland. Seinen Namen trägt das erste nach der Shoah gegründete Rabbinerkolleg in Deutschland.

Also möchten wir mit der Wiederentstehung unserer Progressiven Jüdischen Gemeinde an die progressive Tradition der Vorkriegszeit anknüpfen und wieder unser modernes jüdisches Leben mit der Stadt teilen. Mit den hohen Jüdischen Feiertagen haben wir einen guten Anfang gemacht.

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